Die Zeiten werden härter

"Sharkrage" und "Warchild" im Juz

Die Zeiten werden anscheinend wieder härter, und das nicht etwa nur wirtschaftlich gesehen. Auch musikalisch scheint sich da ein bisschen was zu tun. Alte und neue internationale Bands zwischen klassischem Hardrock und aufgebrezeltem Nu-Metal tummeln sich in den Charts, und bekannte lokale Bands wie "Winterland", "Vanden Plas" oder "Murder She Wrote", um nur einige zu nennen, rücken den harten Sound auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft immer wieder mal verstärkt in den Vordergrund.

So richtig interessant wird's freilich erst, wenn die Musiker auch komplett eigene Titel im bevorzugten Stil zu bieten haben. Am Freitagabend hatte das Programm- und Jugendzentrum (Juz) in dieser Beziehung gleich zwei kapitale Rockbands zu bieten. Die vier Jungs von "Sharkrage", zu Deutsch etwa "Hai-Wut", machten zum Auftakt des langen Abends ihrem wuchtigen Namen schon mal alle Ehre.
Das aus Mainz stammende Quartett schmirgelte mit hochdosierter Energie in Gitarre und Stimme so manche im rauen Stil natürlicherweise vorkommenden tonalen Kanten und Ecken runder, was einerseits das Übliche an Tempo und Schnittigkeit erhöhte, andererseits aber auch an einigen Stellen des breiten Repertoires auf Kosten der Tiefe ging. Egal: Speziell Gitarrist Rene Tornier mit seinen solistischen Einlagen etwa in der Eigenkomposition "Centre of Darkness" und der sich im Laufe dieses ersten Teils stark steigernde Sänger Richie Meier ließen die fast ausnahmslos selbst geschriebenen Titel der Gruppe zu einer griffigen Sache werden, die letztlich mehr war als nur ein schnöder "Aufheizer" für die folgende Band. Diese hätte den musikalischen Eisbrecher wohl auch gar nicht nötig gehabt, profitierte indes aber natürlich von der bis dahin ziemlich aufgekratzten und gelösten Stimmung im voll besetzten Jugendzentrum. Die altgediente Lauterer Band, die trotz mancher Umbesetzung hier seit elf Jahren unter ihrem Namen bekannt ist, überzeugte einmal mehr durch eine abwechslungsreiche Interpretation ihres eigenen Programms.
Zwischen harten, zeitkritischen - und zeitlos wirkenden - Klassikern wie das immerhin auch schon fünf Jahre alte "Protect Yourself" und einigen nahezu schon (falls der Begriff im Hardrock-Metier passen sollte) ins Romantische spielenden Titeln ("Midsummernightsdream") schritten die Musiker unter der zupackenden Leitung von Leadsänger Rouven Bitz wieder einmal die gesamte Ausdrucks-Bandbreite ihrer Musik ab. Und das immer im dynamischen Wechsel, so dass die im Stil ohnehin vorhandene Spannung auch vor Ort in der aufgeheizten Luft des Juz nie wirklich nachließ.
Da haben die aktuell aktiven "Warchild"-Musiker Tilmann Ruby, Henry Kubon (beide Gitarre), Jochen Stichler (Keyboard), Andreas Schmitt (Schlagzeug) und nicht zuletzt der neu zur Band gekommene Bassist Sascha Sprengart genau das wieder gezeigt, was sie dereinst angestrebt hatten: "... ständig an ihrem Stil zu feilen und sich weiter zu entwickeln, um das zu verwirklichen, was sie ausdrücken wollen."

Von unserem Mitarbeiter: Andreas Keller

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 22. April, 03:45 Uhr